Bau der Stadtkirche in Malchow
Kurzfassung Heft 8
erschienen: 2000
Autoren: Karl Schmidt, Horst Gutsche, Hans Hübner
Seit 145 Jahren „ist die Stadtkirche nunmehr neben der Klosterkirche ein wesentlicher Bestandteil Malchower Identität. Solche herausragenden Bauwerke, die das Stadtbild Malchows prägen, sind rar. Daraus erwächst uns und kommenden Generationen die Verpflichtung - unabhängig von der jeweiligen Einstellung zur Institution Kirche - alles für die Erhaltung dieses herrlichen Bauwerks zu tun. Das Heft 8 soll dieses Anliegen unterstützen.
Mühselige Recherche zur Geschichte der Stadtkirche
Das vorliegende Heft, welches im Jahre 2000 veröffentlicht wurde, berichtet aus der Baugeschichte dieser Kirche. Die Verfasser Oberingenieur und Architekt Karl Schmidt, Horst Gutsche und Hans Hübner dokumentieren nach umfangreichen Recherchen und oft sehr mühseligen Aktenstudien im Rahmen ihrer Tätigkeit im Arbeitskreis Stadtgeschichte die Vorgeschichte und den Verlauf des Kirchenbaus bis zur Weihe der Kirche am 2. November 1873. Somit erscheint dieser Bericht im Dezember 2018 auch anlässlich des 145. Geburtstages der Malchower Stadtkirche. Der Ehemalige Malchower Pastor i.R. Wolf Beckmann würdigt die Leistungen der drei genannten Autoren mit den Worten, dass mit diesem Heft 8 zur Stadtgeschichte von Malchow „ein Zeugnis des Ringens einer Kirchgemeinde mit ihrem Pastor Ferdinand Stolzenburg an der Spitze, des Magistrats der Stadt und der Bürger von Malchow um ein Gebäude, welches das Bild der Stadt prägt und möglichst vielen Menschen einen Ort des Gebetes und der Geborgenheit sein möchte.“
Wechselvolle Geschichte
Herr Karl Schmidt schreibt in der Ausgabe 11/2000 des „Malchower Tageblatt“, als er das frisch gedruckte Heft 8 der Öffentlichkeit vorstellte: „Ausgehend von den Vorläufern dieser Kirche auf der Insel, denen jeweils keine lange Standzeit beschieden war, wird der bedrohliche Zustand des Turmes der letzten Inselkirche Ausgangspunkt heftiger gesellschaftlicher Auseinandersetzungen um die Fragen Rekonstruktion oder Neubau. Wie immer ist es die Frage der Finanzierung, welche die Entscheidung so kompliziert macht. Auch die Frage des richtigen Standorts bringt weitere Komplikationen. Doch letztlich sind es der unermüdliche Einsatz und die schöpferische Tatkraft des damaligen Ortspredigers Ferdinand Stolzenburg, die zu dem herrlichen Bauwerk an der Kirchenstraße führen. Der Bau wurde von den Einwohnern Malchows, dem Großherzog Friedrich Franz II.und dem Kloster Malchow mit großer Spendenbereitschaft finanziell und materiell unterstützt. Groß war die Anteilnahme am Geschehen der Kirchenweihe am 2. November 1873.“
Ein Fest zur großen Eröffnung
“In den schriftlich vorliegenden Erinnerungen des Sohnes von dem „Schöpfer“ der Stadtkirche, Pastor Ferdinand Stolzenburg ist zu lesen: „ Der Festtag selbst war unvergleichbar schön. Die ganze Stadt mit Wacholderbäumchen geschmückt, die eine förmliche Allee bildeten. Die Feier begann mit einem kurzen Abschiedsgottesdienst in der fast kahl gewordenen Kirche auf der Insel und bestand in der Hauptsache aus einem ergreifenden Gebet, dass mein Vater kniend sprach. Dann folgte der gewaltige Zug von der alten nach der neuen Kirche.
An der noch verschlossenen Kirchentür erfolgte die feierliche Übergabe des Schlüssels aus den Händen des Baumeisters Daniel an meinen Vater. Er schloss auf und stieß beide Flügel weitauf, mit den Worten: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe.“ Dann erfolgte der Gottesdienstmit einer Weihrede des Superintendenten Schmidt aus Malchin und einer Reformationspredigt meines Vaters. Der Großherzog war über die Einweihungsfeier und über die schöne Kirche einschließlich ihrer Lage so erfreut, das er seinen Gartendirektor aus Schwerin beauftragte, die gärtnerischen Anlagen um die Kirche herum zu gestalten. Als ein Zeichen der Dankbarkeit ließen Malchower Bürger ein Bild von Ferdinand Stolzenburg auf eigene Initiative bauen, welches 1898 im Altarraum seinen Platz gefunden hat. Auf Initiative von Dr. Klaus Drawe wurde am Pastorenhaus in der Langen Straße 54 im Jahre 2013 eine Tafel zum Wirken von Ferdinand Stolzenburg angebracht. Auch mit dieser Aktion wird dem Malchower Pastor Stolzenburg (1840-1887) auch in zukünftigen Zeiten Ehre zu teil.
Dieter Kurth
Stadtarchivar